Boss RC-600 Loop Station - Test & Erfahrungsbericht

Neues Looper-Flaggschiff von Boss vorgestellt

Im Oktober 2021 hat Boss das neue Flaggschiff-Modell seiner Looper-Reihe vorgestellt. Die Loop Station RC-600 ist seit Dezember 2021 zu einem Preis von knapp 600 Euro erhältlich und als Nachfolger der mittlerweile etwas betagten RC-300 konzipiert. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick darauf, was die RC-600 zu bieten hat und welche Änderungen es im Vergleich zum Vorgängermodell gibt.

Funktionsumfang und technische Daten

Die RC-600 kommt in einem roten Gehäuse im Floorboard-Stil daher, hat eine Größe von 43,5 x 16,3 x 6,6 cm und ein Gewicht von 2,4 Kilogramm. Das Gerät ermöglicht dir die Aufnahme von sechs parallelen Tracks, von denen dank der vielfältigen Anschlussmöglichkeiten sogar mehrere auf einmal aufgenommen werden können. Unter der Haube werkelt die RC-600 mit 32-Bit AD/DA-Wandlern und operiert mit 32-Bit bei 44,1 kHz.

Auf der Oberseite der RC-600 findet sich neben einem LC-Display ein runder Indikator für den Loop-Status, ein Drehregler für die Ausgangslautstärke, vier Drehregler für das Einstellen von Werten auf dem Display sowie acht kleine Buttons für diverse Einstellungen. Für die Bedienung per Fuß gibt es bei der Loop Station neun im Prinzip frei belegbare Fußtaster.

Neben seiner eigentlichen Aufgabe als Looper hat die RC-600 auch noch einen üppig ausgestatteten Drumcomputer mit an Bord. Auch in Sachen Effekte kleckert Boss bei seiner neuen Loop Station nicht: Die RC-600 hat 49 Effekte für Eingangssignale und 53 Effekte, die sich auf die aufgenommenen Tracks legen lassen. Aufgenommene Tracks lassen sich zusammen mit den gewählten Effekteinstellungen auf 99 Speicherplätzen ablegen. Insgesamt kannst du bei diesem Looper etwa 1,5 Stunden pro Track aufnehmen und das Gerät hat eine Gesamtaufnahmekapazität von rund 13 Stunden.

Ein- und Ausgänge

Beim Blick auf die Stirnseite der RC-600 fällt schnell auf, dass Boss auch in Sachen Ein- und Ausgängen bei seinem neuen Looper-Flaggschiff nicht gespart hat. So kommt das Gerät mit zwei XLR-Mikrofoneingängen, für die sich in den Einstellungen auch eine Phantomspeisung aktivieren lässt, sodass auch Kondensatormikrofone zur Aufnahme verwendet werden können. Für das Anschließen von Instrumenten stehen zwei Stereo-Eingänge im 6,3-mm-Klinkenformat zur Verfügung, bei denen der linke Kanal auch für Mono-Signale verwendet werden kann. Diese Ausstattung an Eingängen macht bereits deutlich, dass Boss mit seinem neuen Looper nicht nur Gitarristen und Bassisten ansprechen will.

Die RC-600 hat neben einem Stereo-Hauptausgang im Format große Klinke zwei weitere Stereo-Subausgänge desselben Typs. Bei allen drei Stereo-Ausgängen kann, wie bei den Eingängen, der linke Kanal auch als Mono-Anschluss verwendet werden. Neben den eigentlichen Ausgängen kannst du bei der RC-600 auch deine Kopfhörer an eine große Klinkenbuchse anschließen. Was wir etwas schade finden: Auf einen XLR-Ausgang musst du beim RC-600-Looper von Boss leider verzichten.

Direkt neben dem Kopfhöreranschluss gibt es bei der RC-600 zwei Anschlüsse für externe Fußschalter oder Pedale wie beispielsweise das Boss FS-5U*, FS-6* oder EV-5*. Für die Einbindung der Loop Station in dein MIDI-Setup stehen bei der RC-600 ein MIDI-Ein- sowie ein MIDI-Ausgang zur Verfügung. Auch über den USB-B-Anschluss direkt daneben können MIDI-Signale mit einer DAW auf einem PC oder Mac ausgetauscht werden. Selbstverständlich dient der USB-Anschluss wie von anderen Boss-Geräten bekannt auch als USB-Audio-Interface und zum Verbinden mit dem Boss Tone Studio, über das du Backups deiner Tracks anlegen oder bereits gesicherte Tracks auf das Gerät spielen kannst.

Ansonsten findet sich auf der Stirnseite der RC-600 noch ein Anschluss für das mitgelieferte Netzteil sowie eine Möglichkeit zur Befestigung eines Kensington-Schlosses. Insgesamt hat die Loop Station also folgende Anschlussmöglichkeiten:

Drumcomputer

Die Rhythmussektion der RC-600 ist mit 200 Patterns sehr üppig aufgestellt. Jedes der Rhythmuspatterns gibt es zudem in vier unterschiedlichen Variationen. Für mehr Abwechslung im Sound hat Boss dem RC-600-Drumcomputer gleich 16 verschiedene Drumkits spendiert, die für jedes der Patterns verwendet werden können. Es lässt sich außerdem einstellen, ob Intros, Outros und Fills gespielt werden sollen.

Beim Blick auf den Drumcomputer der RC-600 handelt es sich in unseren Augen um eine verbesserte Version früherer Boss-Looper wie der RC-500. Wir finden, dass sich diese Verbesserungen auch im Sound niederschlagen. Es wirkt auf uns so, als sei der Drumcomputer bei der RC-600 nicht bloß ein nettes Zusatzfeature, sondern ein wesentlicher Teil des Funktionsumfangs.

Unser Video vom Test

Wir haben übrigens auch ein Video-Review zum RC-600 veröffentlicht, in dem du dir ein genaues Bild von der Bedienung des Geräts machen kannst:

BOSS RC-600: Was kann die NEUE Loop Station? | Test & Review
BOSS RC-600: Was kann die NEUE Loop Station? | Test & Review

Die Bedienung

Beim Bedienkonzept wird wie bei vielen anderen modernen Loopern und Effektgeräten bei der RC-600 auf ein Display in Kombination mit Drehreglern gesetzt, die das Modifizieren der angezeigten Werte ermöglichen. Sehr gut gefällt uns hier bei der RC-600, dass es gleich neun eingebaute Fußtaster gibt, die sich zu einem großen Teil frei belegen lassen. Jeder der Fußtaster versteht dabei neben einem einfachen Drücken auch ein doppeltes Drücken oder ein längeres gedrückt halten.

Für viele Anwender dürfte die RC-600 daher mehr als genug Möglichkeiten zur Bedienung per Fuß bieten, sodass Zusatzgeräte oft nicht nötig sein werden. Bei der Standardbelegung fungieren die unteren sechs Fußtaster als Aufnahme-Wiedergabe- und Stop-Buttons für die ersten drei Tracks. Über den darüber liegenden Track-Select-Fußschalter kannst du dann zu den letzten drei Tracks wechseln. Darüber hinaus gibt es einen dedizierten Undo/Redo-Fußschalter und einen weiteren Fußschalter, der die Wiedergabe aller Tracks startet oder beendet. Sehr praktisch!

Eine weitere tolle Neuerung ist bei der RC-600 unserer Meinung nach auch der runde Statusindikator für Loops. Dieser Indikator zeigt auf den ersten Blick, an welcher Stelle im Loop du dich gerade befindest. Alles in allem macht auf uns die Bedienung bei der RC-600 einen guten und durchdachten Eindruck. Wie für Boss üblich ist das veröffentlichte Handbuch recht ausführlich und gut bebildert. Zusätzlich gibt es einen Parameter-Guide, der alle möglichen Effekte aufzeigt und Parameterlisten enthält.

Vergleich zur RC-300 (Vorgängermodell)

Die Verbesserungen gegenüber der RC-300, dem Vorgängermodell der RC-600, können sich unserer Meinung nach durchaus sehen lassen. Beim RC-300-Looper gab es lediglich drei Tracks, keine sechs wie bei der RC-600. Statt den acht großen Fußschaltern bei der RC-300 gibt es bei der RC-600 nun neun kleine Fußtaster. Der neue Looper ist deutlich kleiner und leichter als sein Vorgängermodell. Die Aufnahmekapazität wurde von 3 auf 13 Stunden erhöht - eine enorme Steigerung. Auch bei den Effekten ist einiges passiert: Während du dich bei der RC-300 noch mit lediglich 16 Effekten vergnügen musstest, stehen dir bei der RC-600 gleich stolze 49 Eingangs- und 53 Track-Effekte zur Verfügung.

Bei den Eingängen gibt es nun zwei XLR-Mikrofoneingänge statt einem und auch die Anzahl der Instrumenteneingänge hat sich auf zwei verdoppelt. Statt zwei Stereoausgängen gibt es bei der RC-600 nun drei. Auch eine willkommene Verbesserung ist, dass bei der RC-600 32-Bit-Wandler und -Signalverarbeitung geboten wird statt der 16 Bit des Vorgängers.

Trotzdem gibt es auch ein paar Dinge, die das 2012 veröffentlichte Gerät bietet, die bei der RC-600 von Boss nun weggelassen wurden. Die auffälligste Einsparung ist hier sicher das Weglassen des Expression-Pedals. Allerdings ist die RC-600 besonders wegen dieser Änderung auch deutlich in der Größe geschrumpft. Bei der RC-600 gibt es wie bereits erwähnt zwei Mikrofoneingänge, aber dafür wurde dann eben auch der Hardwareschalter für die Phantomspeisung weggelassen. Willst du bei der RC-600 die Phantomspeisung aktivieren, musst du in die Einstellungen des Geräts gehen. Auch nur noch per Software-Einstellung lassen sich bei der RC-600 die Level der einzelnen Tracks verändern. Bei der RC-300 gab es hierfür stattdessen praktische Hardware-Schieberegler. Auch weggefallen bei der RC-600: Sowohl der Aux-Eingang als auch der MIDI-Thru-Port sind dem Rotstift zum Opfer gefallen.

Aus unserer Sicht sind die Verbesserungen bei der RC-600 gegenüber dem Vorgänger jedoch so groß, dass der Kauf des Geräts viel Sinn ergibt. Kannst du auf das integrierte Expression-Pedal und die paar eingesparten Anschlüsse verzichten, spricht für das RC-300 aus unserer Sicht eigentlich nur noch der um etwa 150 Euro niedrigere Preis.

Fazit

Die Loop Station RC-600 von Boss wird seinem Namen als neuem Flaggschiff der Boss-Looper unserer Meinung nach gerecht. Bis auf kleine Wermutstropfen wie dem fehlenden XLR-Ausgang scheint Boss bei seinem neuen Looper alles richtig zu machen. Die Aufnahmekapazität des Geräts ist enorm, die Anzahl der Effekte kann sich sehen lassen. Einer bequemen Bedienung per Fuß steht dank neun konfigurierbarer Fußtaster und Erweiterbarkeit per externer Pedale und MIDI nichts im Wege.

Gut gefällt uns besonders, dass das Gerät mit seinen sechs Tracks und zahlreichen Inputs und Outputs durchaus auch im Bandeinsatz verwendet werden kann. Tatsächlich ist sogar das Synchronisieren zweier RC-600 per direkter MIDI-Verbindung möglich, was den Einsatz des Geräts noch etwas vielseitiger macht. Bist du auf der Suche nach einem Looper, bei dem du keine Kompromisse eingehen musst, dann lohnt es sich sicherlich für dich, die im Dezember 2021 erschienene RC-600 zu kaufen. Wir jedenfalls sind sehr glücklich damit!


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