Boss RC-5 Loop Station - Test & Erfahrungsbericht
Sehr gute Einsteiger-Loop Station mit Drumcomputer und MIDI-Funktionalität
Mit dem seit Ende 2020 verfügbaren RC-5 hat Boss sein Loop-Station-Lineup um einen Nachfolger der Boss RC-3 ergänzt, welches wir bereits in einem separaten Review unter die Lupe genommen haben. Was kann die neue Loop Station von Boss und was hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell eigentlich genau verändert? All das und mehr erfährst du hier in unserem Erfahrungsbericht.
Funktionsumfang und technische Daten
Das RC-5 kommt wie sein Vorgänger in einem sehr kompakten und leichten Gehäuse im Tretminendesign daher. Die Abmessungen betragen genau wie beim RC-3 7,3 cm in der Breite und 12,9 cm in der Tiefe, während das RC-5 mit seinen 5,6 cm jedoch sogar eine leicht geringere Höhe aufweist als das Vorgängermodell. Das Gewicht ist mit 450 Gramm genau gleich geblieben und lädt geradezu zum Mitnehmen des Geräts im Gigbag ein.
Eine auffällige Neuerung bei der RC-5-Loop-Station ist das größere LC-Display. Die Bedienung erfolgt über lediglich vier kleine Knöpfe, einen Drehregler und natürlich über den integrierten Fußschalter, was auf uns etwas aufgeräumter wirkt als beim RC-3. Das Display hat übrigens eine mehrfarbige Hintergrundbeleuchtung, deren Farbe dir verrät, in welchem Modus sich die Loop Station gerade befindet.
Weitere Änderungen zum RC-3 verstecken sich beim RC-5 vor allem unter der Haube: Während du beim RC-3 mit einer Signalverarbeitung in 16 Bit auskommen musst, bietet dir das RC-5 zeitgemäß hochwertiges 32-Bit-Audio. In der Praxis führt das dazu, dass auch bei vielen Overdubs übereinander der Sound noch klar und deutlich ist und nichts matschig klingt. Der Speicherplatz für Phrasen ist mit 99 Slots zwar gleich geblieben, die Aufnahmedauer des Loopers hat sich mit 13 Stunden im Vergleich jedoch um stolze 10 Stunden erhöht.
Dafür musst du beim RC-5 dann aber leider auch mit einer geringeren Batterielaufzeit von nur zwei Stunden vorliebnehmen. Das finden wir besonders aufgrund der sonst sehr kompakten Bauweise etwas bedauerlich, schließlich hatte das RC-3 eine Laufzeit von 3 Stunden im Batteriebetrieb, und selbst das ist für den geneigten Straßenmusikanten schon ein bisschen dürftig. Auch die Verwendung von 9-Volt-Blockbatterien wirkt nicht mehr ganz so frisch. Hier hätten wir definitiv einen Akku mit Aufladung über den ohnehin vorhandenen USB-Anschluss bevorzugt. Nichts desto trotz, lässt sich die Loop Station aber auch über ein klassisches 9V-Netzteil mit Strom versorgen.
Ein- und Ausgänge
Die Loop Station von Boss hat wie von anderen kompakten Boss-Geräten bekannt die wesentlichen Ein- und Ausgänge an den Seiten des Gehäuses. Auf der linken Seite gibt es zwei große 6,3mm Klinken, die entweder zusammen als Stereo-Ausgang fungieren oder als Mono-Ausgang über die A-Buchse. Parallel dazu gibt es auf der rechten Seite zwei große Klinken-Eingänge, die ebenfalls den Anschluss einer Mono- oder Stereo-Quelle erlauben. Daneben hat das Gerät auf der rechten Seite auch noch eine weitere 6,3mm Klinkenbuchse, an die sich Fußpedale oder -Schalter anschließen lassen, um einzelne Funktionen auf einen externen Schalter zu legen.
Eine große Änderung beim Design im Vergleich zum RC-3 findet sich beim RC-5 an der Rückseite der Loop Station. Hier hat Boss den Aux-Eingang durch zwei 3,5mm Klinkenanschlüsse ersetzt, die für den MIDI-Eingang beziehungsweise -Ausgang verwendet werden können. Auch wenn die MIDI-Funktionalität eine willkommene Verbesserung darstellt, ist der Wegfall des Aux-Eingangs für uns ein kleiner Wermutstropfen.
Über einen USB-B-Anschluss kann die Loop Station wie gewohnt mit einem PC oder Mac verbunden werden, um Loops zu sichern oder aufzuspielen. Ansonsten hat das RC-5 nur noch einen Netzteilanschluss, an den man ein leider nicht im Lieferumfang enthaltenes Netzteil anschließen kann.
Zusammenfassend bietet dir das Boss RC-5 also folgende Anschlussmöglichkeiten:
2x 6,3 mm Klinken-Ausgang (A/Mono & B)
2x 6,3 mm Klinken-Eingang (A/Mono & B)
1x 6,3 mm Klinken-Eingang für externen Fußschalter oder Pedal
1x 3,5 mm Klinkeneingang für MIDI
1x 3,5 mm Klinkenausgang für MIDI
1x USB-B-Anschluss zur Verbindung mit einem PC oder Mac
1x Netzteilanschluss (9V-DC-Hohlstecker 5,5 x 2,1 mm)
Der Drumcomputer
Der RC-5 ist wie sein Vorgänger mit einem Drumcomputer ausgestattet. Dieser hat beim RC-5 57 unterschiedliche Patterns mit an Bord, die alle jeweils eine A- und eine B-Variante haben, um weniger Monotonie aufkommen zu lassen. Das jeweils verwendete Drumkit kann für jedes Pattern selbst eingestellt werden. Hierfür bietet das Gerät sieben unterschiedliche Drumkits zur Auswahl.
Der Sound des Drumcomputers ist wie von Boss gewohnt gut. Positiv gefällt uns hier, dass die einzelnen Patterns nicht auf ein bestimmtes Drumkit festgelegt wurden, sondern dass man dieses selbst wählen kann. Außerdem erlaubt das Gerät das Ein- oder Ausschalten bestimmter Teile des Rhythmuspatterns. Zusätzlich dazu beherrscht der Drumcomputer Drum-Fills, die verwendet werden können, wenn du von einer Rhythmus-Variante zur anderen wechselst. All das zusammengenommen ermöglicht eine große Anzahl an Variationen im Rhythmus und lässt den Sound natürlicher klingen.
Unser Video vom Test
Die Bedienung
Die Bedienung des RC-5 gefällt uns insgesamt sehr gut, da diese simpel und intuitiv ist. Im Vergleich zum RC-3 wirkt die Oberfläche des Geräts aufgeräumter, was man wohl vor allem dem Display zu verdanken hat. Das Display zeigt durch unterschiedlich farbige Hintergrundbeleuchtung an, in welchem Modus sich die Loop Station gerade befindet. Die Farben stehen dabei für folgende Modi:
Blau: 🔵 Der angewählte Speicherplatz ist noch frei.
Rot: 🔴 Die Aufnahme läuft.
Grün: 🟢 Der Loop wird abgespielt.
Gelb: 🟡 Ein Overdub wird aufgezeichnet.
Weiß: ⚪ Der angewählte Speicherplatz ist bereits belegt.
Neben dem Display befindet sich beim RC-5 ein großer Drehregler. Über diesen lassen sich Einstellungswerte verändern und die Lautstärke der Loop anpassen. Darunter gibt es vier kleine, beleuchtete Knöpfe, über die du den integrierten Drumcomputer an- oder ausstellen sowie den Speicherplatz des Geräts verwalten kannst.
Der erste dieser Knöpfe lässt sich beim Benutzen des Drumcomputers dafür verwenden, den Takt vorzugeben (Tab-Tempo oder BPM manuell einstellen). Dieser Knopf leuchtet dann abwechselnd grün und rot und fungiert so als stummes Metronom.
Über den zweiten Button lässt sich der Rhythmus (Metronom/Drumcomputer) ein-und ausstellen.
Der dritte (Setup) Button lässt einen auf weitere Einstellungen zugreifen.
Über den vierten kleinen (Memory) Button lassen sich unter anderem Einstellungen für einen aufgenommen Loop vornehmen.
Der Fußschalter auf der Oberseite des RC-5 steuert die Aufnahme, die Wiedergabe und das Overdubbing eines Loops. Beim ersten Drücken des Schalters beginnt die Aufnahme und das Display leuchtet rot. Drückst du den Schalter ein weiteres Mal, befindet sich das Gerät im Wiedergabemodus und das Display leuchtet grün. Ein weiteres Drücken des Schalters lässt das Display gelb leuchten und signalisiert dir so, dass du einen Overdub einspielen kannst. Willst du ein Overdub rückgängig machen, weil es dir nicht gefällt, dann kannst du den Schalter etwas länger gedrückt halten. Schließlich kann die Aufnahme des Loops durch zweimaliges Drücken des Fußschalters beendet werden.
Erweiterung der Bedienung mit externen Fußschaltern und Pedalen
Über den mit "Stop / Memory-Shift" betitelten großen Klinkenanschluss an der rechten Seite des Boss RC-5 lassen sich Fußschalter oder Pedale anschließen. Fußschalter können hierbei dafür verwendet werden, den aktuellen Phrasenspeicherplatz zu wechseln, während sich über ein externes Expression-Pedal Einstellungswerte vornehmen lassen.
Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht unüblich für Geräte dieser Größe mag das automatische Ein- und Ausschalten der Loop Station sein. Das Gerät hat keinen Power-Schalter und schaltet sich von selbst ein oder aus, wenn du etwas am Output A anschließt oder absteckst (vorausgesetzt es ist mit Strom versorgt ;) ).
MIDI Verbindung
Über die MIDI Anschlüsse lassen sich alle Funktionen der Boss RC-5 von außen steuern (MIDI-In), oder andere Geräte über die Loop Station steuern (MIDI-Out). Eine genaue Belegung der MIDI Kanäle findest du in der offiziellen Bedienungsanleitung auf der Homepage von Boss.
Darüber hinaus lassen sich auch zwei RC-5s miteinander verbinden, um z.B. mehrere Instrumente gleichzeitig aufzunehmen, wobei nur eine Loop Station als Controller verwendet wird.
PC-Verbindung und Dokumentation
Per USB-Verbindung zu deinem PC oder Mac kannst du beim RC-5 übrigens deine Loops im WAV-Format sichern oder auf die Loop Station übertragen. Hierfür stellt Boss auf seiner Website das Tone Studio bereit, eine Software für die Verwaltung diverser Boss-Geräte sowie der Möglichkeit zusätzliche Funktionen oder Track Sets zu downloaden.
Die von Boss bereitgestellte Bedienungsanleitung ist zwar eher ein Cheatsheet als eine wirkliche Anleitung, deckt aber trotz ihrer Kürze alle wichtigen Funktionen des Geräts ab, was sehr dafür spricht, wie einfach das RC-5 zu handhaben ist. Eine ausführlichere Referenzanleitung gibt es allerdings auch, falls du doch einmal genauer wissen möchtest, welche Möglichkeiten das Gerät dir bietet.
Fazit
Das RC-5 von Boss ist unserer Ansicht nach ein hervorragendes Gerät für Einsteiger, die eine Loop Station mit integriertem Drumcomputer suchen. Die Signalverarbeitung des Geräts ist mit 32 Bit auf dem aktuellen Stand der Technik. Den Sound des Drumcomputers finden wir für ein Gerät dieser Preisklasse sehr gut. Die 99 Speicherplätze dürften für die meisten Benutzer vollkommen ausreichen und mit 13 Stunden Aufnahmezeit dürftest du wahrscheinlich als Anfänger ebenfalls gut versorgt sein.
Besonders gut gefällt uns neben der Soundqualität die im Vergleich zum Vorgängermodell vereinfachte Bedienung, die für die meisten Gitarristen keinerlei Hürde darstellen dürfte. Das Gerät ist klein und leicht und daher optimal transportabel. Sehr ungewöhnlich für ein so kleines Gerät und daher positiv zu vermerken ist das Vorhandensein eines MIDI-Eingangs und -Ausgangs, was eine noch weitaus vielseitigere Verwendung des RC-5 auch in umfangreicheren Setups ermöglicht.
Zu kritisieren haben wir am RC-5 eigentlich nur weniges. Dazu gehört die Stromversorgung mittels 9V-Batterien statt eines aufladbaren Akkus, die gegenüber dem RC-3 (laut Hersteller) leicht geschrumpfte Betriebsdauer bei Verwendung von Batterien und den Wegfall des Aux-Eingangs. Wer auf einen Aux-Eingang nicht verzichten kann, aber keine MIDI-Funktionalität benötigt, der kann sich ruhig auch das RC-3 angucken und eventuell ein paar Euro sparen. Falls dein Budget noch etwas mehr hergibt, kannst du dir auch das RC-10R von Boss anschauen, das deutlich mehr Drumcomputer-Funktionalität bei einer ähnlichen Ausstattung bietet, dafür aber auch deutlich teurer ist.
Alles in allem ist das RC-5 eine sehr gute Wahl für Looper-Einsteiger, die wir dir empfehlen können.
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