Loop Station Software
Eine gute Alternative zu Hardware-Loopern?
Bisher haben wir auf unserer Seite hauptsächlich über Hardware-Loop-Stations gesprochen. In Zeiten allgegenwärtiger Digitalisierung verwundert es jedoch niemanden, dass es bereits ein breites Feld an Software für Musiker gibt, die unter anderem auch herkömmliche Looper-Geräte ersetzen kann. In diesem Ratgeber wollen wir einmal einen Blick darauf werfen, was für Loop Station Software es auf dem Markt gibt.
Warum sich eine Looper Software für dich lohnen kann
Zunächst einmal stellst du dir als Gitarrist oder Bassist sicher die Frage, warum du statt eines dedizierten Loop-Station-Geräts eine Loop Software für PC oder Mac bevorzugen solltest. Als Sänger oder Beatboxer stehst du wohlmöglich vor ähnlichen Überlegungen. Für eine Looper Software sprechen in der Regel vor allem die folgenden Gründe:
Kosten: Loop Software für PC oder Mac gibt es durchaus auch kostenlos in brauchbarer Qualität. Eine Hardware-Loop-Station ist eine Investition, die du als Anfänger in Sachen Looping vielleicht scheust. Zwar gibt es hier auch relativ erschwingliche Geräte für Gitarristen, allerdings sind diese oft weit weniger flexibel.
Vielfältigkeit: Loop Station Software gibt es oft in der Form eines Plugins für Digital Audio Workstations (DAWs). Eine DAW bietet dir unzählige Möglichkeiten, deinen Sound auf deine Bedürfnisse anzupassen und verschiedenste Plugins miteinander zu kombinieren. In Sachen Flexibilität können Hardware-Looper hier oft nicht mithalten, und wenn, dann sind es eher hochpreisige Loop Stations, die sich über MIDI und ähnliches kontrollieren und in ein komplexeres Setup einbinden lassen.
Mehr Ressourcen: Eine Loop Software für den PC hat nicht die gleichen Limitierungen wie ein Hardware-Looper. Wie viele Overdubs du beispielsweise aufnimmst und wie lang Loops sein können ist bei einer Loop Station Software einzig und allein davon abhängig, wie viel Speicher und RAM dein PC hat und welche Last die CPU bewerkstelligen kann. All diese Ressourcen hat ein PC naturgemäß in einer um ein Vielfaches höheren Quantität als ein Hardware-Looper.
Ein Grund, der früher sicher viele Gitarristen davon abgehalten hat, auf Software-Lösungen zu setzen, ist zweifelsohne die Soundqualität. Während sich viele andere Instrumente wie Klaviere schon seit vielen Jahren in beeindruckender Qualität am PC simulieren lassen, sah es für Gitarristen hier generell eher mau aus. Die Qualität von Gitarren-Plugins für Musiksoftware hat sich seitdem jedoch um Welten verbessert, auch wenn Puristen und Sound-Perfektionisten wahrscheinlich auch weiterhin lieber ausschließlich auf ihre bewährten Tretminen setzen.
Glücklicherweise ist die Frage, wie viel oder wenig Software du als Gitarrist verwenden möchtest, keine Entweder-oder-Entscheidung und Hardware lässt sich hier relativ einfach mit Software-Lösungen kombinieren. Oder anders ausgedrückt: Nur weil du auf eine Looper Software setzt, heißt das nicht, dass du deine analogen Effektgeräte nun nicht mehr verwenden kannst.
Nicht unerwähnt bleiben soll aber fairerweise folgendes: Ganz ohne Hardware kommst du leider trotzdem nicht aus, da du wohl kaum einen PC oder Laptop besitzt, an den du deine Gitarre einfach so anschließen kannst. Um deine Gitarre mit deinem PC zu verbinden brauchst du ein Audio-Interface, an das du deine Gitarre anschließt und das als Zwischenstück zum PC fungiert.
Wie das im Detail funktioniert, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Daher nur kurz folgender Tipp: Hast du bereits ein Multieffektgerät für deine Gitarre, das einen USB-Anschluss hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich hierbei um ein USB-Audio-Interface handelt, mit dem du direkt in die DAW deiner Wahl aufnehmen kannst.
Kostenpflichtige Loop Station Software
Auch wenn es im Bereich Looper Software einige kostenlose Lösungen gibt, kann es sinnvoll sein, etwas Geld in eine Profi-Software zu investieren. Bei so einer Software handelt es sich in der Regel nicht um eine separate Loop Software für den PC, sondern um eine vollständige Digital Audio Workstation, die als Host für das Betreiben von (oft kostenlosen) VST-Plugins fungiert. Wir schauen uns in diesem Abschnitt zwei bekannte DAWs an und klären, was diese in Sachen Looping können.
Ableton Live
Der Name Ableton ist sicher vielen Musikern bereits ein Begriff und das vollkommen zurecht. Den Musiksoftware-Hersteller aus Berlin gibt es schon seit Jahrzehnten und das Unternehmen gehört weltweit zu den drei größten Entwicklern von Sequenzer-Software für Profimusiker. Das Aushängeschild von Ableton ist Ableton Live, ein Sequenzer beziehungsweise DAW, der sich vor allem an DJs und Musikproduzenten richtet und aktuell in der Version 12 vertrieben wird. Auch für Live Zuspieler, wie zum Beispiel Halbplaybacks ist Ableton Live auf immer mehr Bühnen zu Hause.
Bereits in der letzten Version der Software, Ableton Live 11, hat Ableton seiner App zahlreiche Features hinzugefügt, die diese auch für Gitarristen und Bassisten interessant machen. Ableton Live enthält bereits einen Looper und benötigt daher keine Extra-Plugins, um als Loop Station Software benutzt werden zu können.
Ableton Live 12 kostet in der Download-Version* derzeit (Stand August 2024) rund 279 Euro. Eine kostenlose Trial-Version bekommst du auf der Website des Herstellers. Das Programm gibt es sowohl für Windows als auch für den Mac. Für die Windows-Version benötigst du einen PC mit Windows 10 und einen halbwegs aktuellen Multicore-Prozessor (z.B. Intel Core i5 oder AMD Ryzen), sowie mindestens 8 Gigabyte RAM. Außerdem empfiehlt Ableton nach Möglichkeit 76 Gigabyte freien Speicherplatz für die Installation zusätzlicher Inhalte, mindestens jedoch 3 Gigabyte für die bloße Installation der App. Die Mac-Version hat die gleichen Anforderungen an Speicher und RAM und benötigt einen Mac mit Intel Core i5 und mindestens OS X 10.13.
Ableton Live als Loop Station Software
Der Looper in Ableton Live ist im Prinzip ganz ähnlich aufgebaut wie bei einer Looper-Hardware. Die Looper-Funktionalität des Programms ist gebündelt in einem eigenen kleinen Fenster innerhalb der App. Der Looper ist bei Ableton Live als eigenes "Instrument" realisiert und du kannst eine Instanz davon starten, indem du ganz links im Hauptfenster "Audio-Effekt" und dann "Looper" anklickst und anschließend eine der verfügbaren Looper-Versionen in die graue Fläche unten in der Mitte ziehst. Zur Auswahl stehen hier Looper mit unterschiedlichen Loop-Längen, wobei sich die Länge des Loops auch nachträglich noch anpassen lässt.
Hast du einen Looper hinzugefügt, dann kannst du die Looper-Aufnahme beginnen, indem du auf den großen Play-Button im Looper-Fenster klickst. Ein erneutes Klicken auf den selben Button beendet die Aufnahme. Um Overdubs zu erstellen, klickst du den Button danach einfach noch einmal an. Eine bunte Anzeige über den Buttons zeigt dir an, an welcher Stelle im Loop du dich gerade befindest und ob eine Aufnahme stattfindet. Bei der Wiedergabe ist diese Anzeige blau, bei der Aufnahme hingegen orange.
Bist du mit einem Overdub unzufrieden, kannst du diesen durch einen Klick auf den kleinen "Undo"-Button einfach wieder rückgängig machen. Direkt unterhalb dieses Buttons findet sich auch ein weiterer Button zum Löschen sämtlicher Aufnahmen der jeweiligen Looper-Instanz.
Besonders erwähnenswert bei Ableton Live ist, dass sich jede Funktion auch per MIDI steuern lässt. So können einzelne Looperfunktionen z. B. über ein externes MIDI Fußpedal* gesteuert werden ohne die Maus oder Tastatur zu benutzen.
Insgesamt wirkt der Looper in Ableton Live auf den ersten Blick recht rudimentär, es lassen sich bei genauerem hinsehen jedoch viele Einstellungen vornehmen. Aufnahmen werden dem Takt automatisch angepasst. Auch eine Rückwärts-Abspielfunktion findet sich über einen entsprechenden Button. Da der Looper wie jedes andere Instrument behandelt wird, lassen sich auch bequem mehrere Instanzen erstellen.
Über eine mit "Drag Me!" beschriftete Fläche des Loopers kannst du übrigens (eigene) Loops durch Drag & Drop importieren und exportieren. Willst du die Loop-Länge verändern, kannst du dazu die beiden kleinen Buttons unterhalb der Anzeige verwenden. Der erste dieser Buttons halbiert die Länge des Loops, indem nur die aktuell abgespielte Hälfte der Aufnahme behalten wird. Klickst du hingegen auf den Button daneben, dann wird die Länge des Loops verdoppelt, indem die bisherige Aufnahme kopiert und ans Ende angefügt wird.
Sehr praktisch ist unserer Meinung nach bei Ableton Live die interaktive Hilfe, die sich ganz unten Links im Hauptfenster befindet. Hier wird stets eine kontextbezogene Information zu dem Bedienelement angezeigt, über dem der Mauszeiger gerade schwebt.
Ist dir der Looper von Ableton Live doch etwas zu einfach gestrickt, obwohl dir der Rest des Programms zusagt, dann kannst du auch ein separates Looper-Plugin verwenden, von denen später in diesem Artikel noch ein paar kurz vorgestellt werden. Wie das Installieren eines VST-Plugins in Ableton Live funktioniert, kannst du in diesem Support-Artikel von Ableton nachlesen.
Image-Line FL Studio
Quelle: https://www.elevator.de/image-line-fl-studio-20-producer-edition-box-version.html
FL Studio, das früher unter dem Namen "FruityLoops" bekannt war, ist ähnlich wie Ableton Live ein Audio- und MIDI-Sequenzer beziehungsweise eine Digital Audio Workstation. Das Programm gibt es für Windows und den Mac und kann von Haus aus für das Aufnehmen von Loops verwendet werden.
Die "Studio Producer Edition"* von FL Studio ist derzeit (Stand März 2021) für rund 170 bis 200 Euro zu haben. Eine angenehme Besonderheit von FL Studio ist, dass nach dem Kauf der Vollversion laut Hersteller spätere Updates lebenslang kostenlos nachgeliefert werden. Neben der Desktop-Version gibt es von FL Studio auch eine abgespeckte mobile Version für iOS und Android, die für einen Bruchteil des Preises des großen Bruders zu kaufen ist.
Wie von einer DAW zu erwarten, so ist auch FL Studio ein VST-Plugin-Host und kann daher durch eine Vielzahl kostenloser und kostenpflichtiger Plugins um Instrumente und Effekte erweitert werden. Die Systemanforderungen von FL Studio sind etwas niedriger als bei Ableton Live. FL Studio funktioniert auch noch auf Windows 7 und begnügt sich bereits mit 4 Gigabyte RAM.
Bei FL Studio gibt es prinzipiell verschiedene Möglichkeiten, wie du Loops erstellen kannst. Eine der besten Möglichkeiten für das Aufnehmen von Instrumenten ist hier das mitgelieferte Edison-Plugin. Wie das Edison-Plugin im Detail verwendet werden kann, kannst du dir auf der Hilfeseite ansehen. Leider hat die Bedienung nicht mehr viel mit der von Hardware-Loopern gemein. Eine gute Alternative kann daher die Einbindung eines der weiter unten im Artikel erwähnten VST-Plugins darstellen.
Augustus Loop
Augustus Loop ist ein digitaler Magnetband-Delay-Effekt und Looper in Form eines VST-Plugins. Die Oberfläche von Augustus Loop wirkt auf den ersten Blick etwas kompliziert, nach einer kurzen Eingewöhungszeit lässt sich die Software aber relativ einfach bedienen. Augustus Loop ist für Windows und Mac erhältlich und kostet 50 Euro (Stand März 2021).
Gut gefällt uns, dass es sich bei Augustus Loop um ein VST-Plugin handelt und es sich daher in Digital Audio Workstations integrieren lässt. Das Programm bietet vielfältige Einstellungsmöglichkeiten, die meisten davon beziehen sich aber eher auf die Delay-Funktionalität. Auf der Website für Augustus Loop gibt es übrigens auch eine Demo-Version der Software, falls du dir vor dem Kauf lieber erst einen Eindruck verschaffen willst.
Quelle: https://www.expert-sleepers.co.uk/augustusloop.html
Kostenlose Loop Software für den PC
Neben den DAW-Schwergewichten mit Looper-Funktionalität gibt es auch zahlreiche kostenlose Looper-VST-Plugins und eigenständig lauffähige Loop Station Software. In diesem Teil des Artikels geben wir dir eine kleine Übersicht über kostenlose Looper Software für PC, die uns gut gefallen hat.
SooperLooper
SooperLooper ist ein kostenloser Client für das JACK-Audiosystem und kann als solches auf Plattformen mit JACK-Unterstützung verwendet werden, namentlich Linux und OS X. SooperLooper ist kostenlos verfügbar und verfügt über eine etwas überladen wirkende, aber trotzdem einfach zu erlernende Bedienoberfläche mit großen Buttons für "Record", "Overdub" und "Undo".
An SooperLooper gefällt uns besonders gut, wie unglaublich viele Einstellungsmöglichkeiten das Programm bietet, obwohl es vollkommen kostenlos ist.
Quelle: http://essej.net/sooperlooper
Mobius
Mobius ist eine Loop Station Software für Windows und Mac. Das Programm kann entweder als Standalone-App oder aber als VST-Plugin verwendet werden, was die Einbindung in eine DAW wie Ableton Live, FL Studio, Cubase oder Logic Pro ermöglicht. Mobius ist kostenlos und läuft dank seiner Unterstützung von Windows XP aufwärts überspitzt gesagt noch auf jeder Milchkanne.
Mobius erlaubt das einfache Erstellen von Loops. Dazu gibt es dedizierte Buttons für "Record", "Overdub" und "Undo". Daneben bietet das Programm noch viele weitere Einstellungsmöglichkeiten.
Quelle: https://www.matrixsynth.com/2006/10/mobius-free-software-looper.html
Die Oberfläche von Mobius ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber uns gefällt besonders gut, dass diese Loop Software für PC und Mac sowohl als eigenes Programm als auch als VST-Plugin benutzt werden kann - und das vollkommen kostenlos.
Fazit
Der Markt bietet eine Vielzahl von Loop Station Software, die sowohl kostenpflichtig als auch kostenlos zu haben ist. Benutzt du ohnehin schon eine DAW deines Vertrauens, dann steht dir über VST-Plugins sozusagen die Welt der Looper-Software offen, da die meiste Looper-Software in Form dieser Plugins verfügbar ist. Aber auch außerhalb von ausgefeilten Plugins gibt es einige gute Standalone-Apps, die sich für deine Looper-Ambitionen eignen.