Boss GT-1 - Erfahrungsbericht

Vielseitiges Einsteiger-Multieffektgerät mit tollem Sound

Mit dem Boss GT-1 hat Roland seit einigen Jahren ein Multieffektgerät für Gitarren-Einsteiger im Programm, das zu einem erschwinglichen Preis dieselbe Soundengine bietet, wie sein doppelt so teurer großer Bruder, das sich an Fortgeschrittene richtende GT-100. Doch welche Abstriche musst du als Einsteiger dabei in Kauf nehmen? Lohnt es sich, den im Vergleich zu anderen Einsteigergeräten gehobenen Preis zu bezahlen? In unserem Erfahrungsbericht nehmen wir das GT-1 genauer unter die Lupe, um das herauszufinden.

Funktionsumfang und technische Daten

Speicherplätze

Das Boss GT-1 bietet dir in seinem Gehäuse im Floorboard-Stil 108 Effekte zur Auswahl. Diese lassen sich zu Patches kombinieren, von denen 99 auf dem Gerät abgespeichert werden können. Zusätzlich zu den selbst definierten Patches kommen dann auch noch 99 von Roland bereits vorinstallierte Presets, die zahlreiche Stile und Sound-Vorlieben abdecken. Die mitgelieferten Patches können zwar nicht gelöscht werden, da der Speicherplatz aber ansonsten recht üppig ausfällt, macht sich das in der Praxis nicht negativ bemerkbar.

Schalter & Anschlüsse

Neben seinen inneren Werten zeigt sich das GT-1 mit seinem schwarz-blauen Gehäuse ohne scharfe Kanten auch äußerlich unserer Meinung nach von einer guten Seite. Das 30,5 x 15,2 x 5,6 Zentimeter große und 1,3 Kilo schwere Gerät hat auf der Oberseite drei große Fußschalter für das Navigieren zwischen den Patches und das Umschalten von (zum Beispiel) Rhythmus- zu Solo-Sound innerhalb eines Patches. Ganz rechts auf dem GT-1 befindet sich ein integriertes Expression-Pedal. Die jeweiligen Effekttypen eines Patches können direkt über 6 kleinere beleuchtete Knöpfe angesteuert werden. Drei Drehregler ermöglichen das Einstellen von auf dem hintergrundbeleuchteten Display angezeigten Werten.

Auf der Rückseite des Boss GT-1 kannst du nicht nur deine Gitarre anschließen, sondern das Gerät auch mit optional erhältlichen Pedalen über 6,3mm Klinkenanschlüsse erweitern. Als zusätzlicher Eingang steht ein Aux-In in Form einer kleinen Klinke zur Verfügung. Hierüber lassen sich Audioquellen wie MP3-Player anschließen und direkt in den Output durchschleifen. Der Ausgang des GT-1 lässt sich über zwei 6,3mm Klinkenanschlüsse als Stereo betreiben. Die linke Buchse alleine kann als Monoausgang verwendet werden kann. Daneben kannst du dann auch noch deine Kopfhörer über eine Miniklinke anschließen. Über einen USB-Anschluss kann das Boss GT-1 zusätzlich mit einem PC oder Mac verbunden werden.

Stromversorgung

Etwas dürftig finden wir allerdings die Möglichkeiten, das GT-1 mit Strom zu versorgen. Der Lieferumfang des Geräts beschränkt sich auf 4 enthaltene AA-Batterien, mit denen sich das GT-1 knapp 7 Stunden betreiben lässt - deutlich weniger als Geräte von Mitbewerbern. Ein Stromanschluss ist an der Rückseite des GT-1 zwar vorhanden, vom passenden Netzteil ist in der Verkaufsverpackung jedoch keine Spur zu finden. Wer sein GT-1 über ein Netzteil betreiben möchte, der muss bei Boss tatsächlich noch fast 30 Euro extra berappen.

Stimmgerät & Looper

Als zusätzliche Features hat Boss dem GT-1 ein Stimmgerät und einen Looper spendiert. Das Stimmgerät kann durch gleichzeitiges Drücken des Hoch- und Runter-Knopfes aktiviert werden und zeigt auf dem Display anhand einer Skala und durch das Leuchten der großen Fußschalter, ob die Saite zu hoch oder niedrig gestimmt ist. Der Looper kann ganz ähnlich durch gleichzeitiges Drücken des mittleren und des rechten Fußtasters eingeschaltet werden. Er nimmt 32 Sekunden deines Spiels auf und lässt dich mehrere Aufnahmen übereinanderschichten.

Effekte und Presets

Dank seiner 108 unterschiedlichen Effekte lässt sich das Boss GT-1 an praktisch jeden Wunschsound anpassen. Wie bereits erwähnt, wird im GT-1 trotz des deutlich geringeren Preises dieselbe Soundengine verwendet wie im GT-100, die von Boss selbst als seine "Flagship-Engine" bezeichnet wird. Dementsprechend ist der Sound des GT-1 unserer Ansicht nach hervorragend.

Die Effekte des Boss GT-1 sind in 6 Kategorien eingeteilt, von denen jede durch einen eigenen Button auf dem Gerät repräsentiert wird und im Detail konfigurierbar ist:

Das GT-1 bietet mit seinen 27 Preamp-Einstellungen eine reichhaltige Auswahl an simulierten Verstärkern. Hier einige der Highlights:

Auch das Angebot an Overdrives und Distortions ist mit 22 Effekten reichhaltig und dürfte für Einsteiger kaum Wünsche offen lassen. In dieser Effektkategorie bietet das Boss GT-1 unter anderem Folgendes:

Wenn du als Einsteiger lieber erst mal mit den Preset-Patches vorliebnehmen willst, statt deine eigenen zu kreieren, dann bietet dir das GT-1 mit stolzen 99 vorgefertigten Varianten eine üppige und unserer Erfahrung nach hervorragend klingende Auswahl. Die Presets decken eine Vielzahl an Genres und Techniken ab, zum Beispiel:

Klanglich finden wir an den Effekten und Presets nichts auszusetzen. Es macht sich hier wohl positiv bemerkbar, dass Boss die Soundengine seiner teureren Geräte auch im GT-1 verbaut hat. Positiv hervorzuheben ist unserer Meinung nach auch die Simulation von Akustikgitarren beim GT-1. Akustiksound digital zu simulieren geht leider viel zu oft in die Hose - beim GT-1 gelingt Boss die Simulation aber recht überzeugend und macht uns Freude.

Du kannst dir übrigens die Einstellungen für Effekte und Presets in diesem PDF des Herstellers genauer anschauen, um dir vor dem Kauf schon ein Bild der vielen Soundmöglichkeiten zu machen, die dir das GT-1 bietet.

Bedienung

Die Bedienung des Boss GT-1 gestaltet sich unserer Erfahrung nach trotz der Vielzahl an Effekten simpel und ausreichend intuitiv. Die meisten dürften hier sogar zurechtkommen, ohne die mitgelieferte Bedienungsanleitung studiert zu haben. Vor dem Lesen der Bedienungsanleitung brauchst du dich beim Boss GT-1 allerdings ohnehin nicht zu grämen, denn diese ist mit ihren gerade einmal 12 Seiten ein Heftchen und kein Buch.

Nach dem Einschalten

Das Gerät schaltet sich automatisch ein oder aus, wenn du deine Gitarre auf der Rückseite ab- oder anschließt. Nach dem Einschalten befindet sich das GT-1 im Play-Modus, in dem du direkt losspielen kannst. Den aktuellen Patch kannst du dabei durch Drücken des linken und mittleren Fußtasters oder alternativ auch durch Drehen des linken Drehreglers auswählen. Der rechte Fußtaster (CTL1) kann je nach Patch unterschiedliche Funktionen haben, wird in der Regel aber benutzt, um zwischen Rhythmus und Lead-Sound zu wechseln.

Wechseln und Einstellen der Effekte

Die Effektkette der Patches ist physisch auf dem Gerät durch 6 entsprechende Buttons abgebildet. Jeder dieser Knöpfe hat eine rote LED, die leuchtet, wenn der jeweilige Effekttyp im Patch aktiv ist. Willst du die Parameter eines Effekts ändern, kannst du einfach den entsprechenden Knopf kurz gedrückt halten, bis sich die Ansicht im Display ändert. Die Werte lassen sich dann über die drei Drehregler einstellen.

Generell sind die drei Drehregler zentraler Teil des Bedienkonzepts beim GT-1. Das Display zeigt am unteren Rand stets in entsprechender Reihenfolge an, was über die Drehknöpfe aktuell verändert werden kann. Oben rechts auf dem Gerät findet sich ein Easy-Select-Knopf, über den du einen Patch nach Genre auswählen kannst. Der benachbarte Easy-Edit-Button führt dich in einen Modus, in dem du direkt über die drei Drehregler Tone, Vibes und Echo verändern kannst, was die Bedienung zusätzlich vereinfacht.

BOSS GT-1 am Computer anschließen

Per USB-Kabel kann das Boss GT-1 an einen PC oder Mac angeschlossen werden. Boss stellt hierfür die kostenlose Tone-Studio-Anwendung bereit, mit der du deine Presets am großen Bildschirm verwalten kannst. Ein besonderer Clou des Tone Studios: Die Software erlaubt dir auch das Herunterladen und Installieren neuer Presets über die Tone-Central-Website. Zur Auswahl stehen hier Patches für den Sound zahlreicher bekannter Gitarristen wie Marty Friedman oder Herman Li, die ihre Patches sogar in entsprechenden Videos kurz vorstellen.

Fazit

Das Boss GT-1 bietet unserer Meinung nach einen Sound, der auch Fortgeschrittene noch glücklich machen dürfte. Die Anzahl an Effekten und Einstellungsmöglichkeiten ist beeindruckend und lässt unserer Erfahrung nach für Einsteiger keine Wünsche offen. Die Bedienung des Geräts ist insgesamt angenehm und das Tone Studio ist eine gute Ergänzung zum komfortablen Editieren der Patches. Den überaus positiven Gesamteindruck trübt für uns eigentlich nur, dass Boss seinem Multieffektgerät kein Netzteil beigelegt hat, was ein wenig nach versteckten Kosten riecht, da die meisten Anwender wohl ein Netzteil benötigen dürften. Entscheidest du dich also für das GT-1, solltest du die Kosten für das Netzteil besser gleich dazurechnen.

Alles in allem ist das GT-1 eine große Tretmine, die trotz des für Einsteigergeräte eher hohen Preises von um die 180 Euro ihr Geld unserer Ansicht nach mehr als wert ist. Wenn das GT-1 also in deinem Budget liegt, kannst du damit nichts verkehrt machen. Dank des guten Sounds und der durchdachten Bedienung ist das Boss GT-1 nicht nur für den Proberaum, sondern auch für deine ersten Gigs eine kluge Wahl.


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