Headrush Pedalboard - Erfahrungsbericht

High-End-MultieffektgerÀt mit grandioser Bedienung

Mit seinem schlicht Pedalboard genannten MultieffektgerÀt hat der Hersteller Headrush im Juli 2017 ein MultieffektgerÀt vorgestellt, das sich vor den Flaggschiffen etablierter MultieffektgerÀtehersteller wie Boss und Line 6 absolut nicht zu verstecken braucht. In unserem heutigen Erfahrungsbericht werfen wir einen genaueren Blick auf das mit knapp 850 Euro im Profi-Segment angesiedelte GerÀt und zeigen dir, was dir das Headrush Pedalboard so alles zu bieten hat.

Update: Das Headrush Pedalboard ist leider nicht mehr erhĂ€ltlich. Wenn du dich ĂŒber den Nachfolger Headrush Prime informieren möchtest, wirf einen Blick in unseren Erfahrungsbericht des Headrush Prime. Unter den oben stehenden Links kannst du den Headrush Prime kaufen.

Funktionsumfang und technische Daten

Das Pedalboard prĂ€sentiert sich in einem schicken schwarzen StahlgehĂ€use mit einer GrĂ¶ĂŸe von 61 x 30,5 x 8,9 cm und einem stolzen Gewicht von ĂŒber sieben Kilogramm. In das Gigbag deiner Gitarre passt das GerĂ€t also schon mal nicht. In der Tat bietet der Hersteller fĂŒr das Pedalboard sogar ein eigenes Gigbag als optionales Zubehör an. Angesichts der in den folgenden AbsĂ€tzen vorgestellten Features ist das eher hohe Gewicht fĂŒr ein Floorboard-GerĂ€t aber nicht unbedingt verwunderlich.

So hat das Pedalboard auf seiner Oberseite nicht nur gleich zwölf Fußschalter, sondern ein großes Expression-Pedal und ein mit sieben Zoll im Vergleich zu den GerĂ€ten anderer Hersteller geradezu ĂŒppiges Display, das darĂŒber hinaus auch noch Touchscreen-FunktionalitĂ€t bietet. Jeder Fußschalter hat beim Pedalboard ein eigenes kleines Display, das als Beschriftung der FunktionalitĂ€t dient und komplettiert wird durch einen farbigen Leuchtstreifen, der dir dabei hilft, sofort zu erkennen, um welche Art von Effekt es sich handelt.

Auch unter der Haube enttÀuscht das Pedalboard nicht. Im GerÀt werkelt ein Quadcore-Prozessor, der eine Weiterentwicklung der Software des aus Pro Tools bekannten Eleven Racks zum Laufen bringt. Falls du dich als aufmerksamer Leser gerade wundern solltest, was Software des Pro-Tools-Herstellers Avid auf einem Headrush-GerÀt zu suchen hat: Die Mutterfirma von Headrush, inMusic, hat vor einigen Jahren Unternehmenssparten von Avid abgekauft, die der Hersteller aufgrund schlechter Quartalszahlen loswerden wollte. Die Unternehmen haben also sozusagen eine gemeinsame Vergangenheit und am Pedalboard soll im Prinzip dasselbe Team mitgearbeitet haben, das bereits das originale Eleven Rack entwickelte.

Neben den ĂŒblichen Features wie VerstĂ€rker- und Effektsimulationen bietet das Pedalboard auch einen durchaus brauchbaren Looper. Dieser unterstĂŒtzt zwar leider nur die Aufnahme eines einzigen Tracks, hat aber mit 20 Minuten AufnahmekapazitĂ€t genĂŒgend Platz selbst fĂŒr ausufernde Kompositionen. Der Looper beherrscht neben den gĂ€ngigen Standardfeatures das Halbieren und Doppeln der Geschwindigkeit sowie die Umkehr von Aufnahmen.

AnschlĂŒsse und Erweiterbarkeit

In Sachen AnschlĂŒssen hat das Pedalboard einiges zu bieten. Auf der Stirnseite gibt es wie gewohnt eine große Klinke fĂŒr den Anschluss einer Gitarre oder eines Basses, außerdem einen Aux-Eingang in Form einer kleinen Klinke. Über eine weitere große Klinke können externe Fußschalter angeschlossen werden. Auf der Ausgangsseite gibt es einen Stereo-XLR-Ausgang mit AnschlĂŒssen fĂŒr links/mono und rechts. Zwischen Ground und Lift kannst du hier ebenfalls mittels eines kleinen Knopfes umschalten. Daneben gibt es einen Stereo-Ausgang im Format große Klinke (links/mono und rechts) und eine große Klinke fĂŒr den Anschluss von Kopfhörern. Über einen Schalter kann der Stereo-Klinkenausgang auf AMP oder LINE geschaltet werden, was die ausgegebenen Levels fĂŒr VerstĂ€rker oder Line-Ausgang anpasst.

Neben den typischen Ein- und AusgĂ€ngen bietet das Headrush Pedalboard zwei FX-Loops (zweimal Send und zweimal Return), um externe EffektgerĂ€te oder VerstĂ€rker in die Effektkette zu integrieren. Auch hierfĂŒr gibt es wieder einen Schalter, der die Output-Levels fĂŒr die Verbindung an Racks oder Effektpedale (Stomps) anpasst. Auch mit im AnschlĂŒsseangebot des Pedalboards ist ein MIDI-Ein- und ein MIDI-Ausgang, von denen Letzterer auch als MIDI-Thru-Anschluss fungieren kann.

Über einen USB-B-Anschluss lĂ€sst sich das GerĂ€t an einen PC anschließen. Anders als bei den meisten MultieffektgerĂ€ten gibt es fĂŒr das Pedalboard keine dedizierte Editor-Software fĂŒr PC oder Mac. Stattdessen erscheint das GerĂ€t beim Anschluss an deinen PC als USB-SpeichergerĂ€t, auf das du per Dateimanager beispielsweise Impulse-Response-Dateien von Drittanbietern aufspielen kannst. Auch als USB-Audiointerface lĂ€sst sich das Pedalboard ĂŒber diesen USB-Anschluss verwenden. Zu diesem Zweck stellt der Hersteller auf der Produktwebsite unter "Downloads" einen Windows-Audio-Treiber bereit. Das USB-Audiointerface kann mit bis zu 24 Bit und 96 kHz aufnehmen.

Ansonsten findet sich auf der Stirnseite des Pedalboards nur noch ein dreipoliger GerÀtestecker zum Anschluss des Stromkabels. Das Netzteil ist bei dem GerÀt direkt integriert. Dementsprechend hat das Pedalboard neben dem Stromanschluss auch einen Power-Button, was stÀndiges Trennen vom und Verbinden an den Strom erspart.

Insgesamt hat das Pedalboard von Headrush also diese AnschlĂŒsse:

Insgesamt sind die Anschlussmöglichkeiten unserer Ansicht nach beim Pedalboard ordentlich. Manche Mitbewerber bieten an der einen oder anderen Stelle zusĂ€tzliche AnschlĂŒsse (z. B. mehr AusgĂ€nge, dedizierter MIDI-Thru-Anschluss, zweiten Anschluss fĂŒr Pedale/Fußschalter), aber die Anschlussmöglichkeiten dĂŒrften fĂŒr die meisten Anwender vollkommen ausreichen.

Etwas schade ist lediglich das Fehlen einer PC-Software, wie andere Hersteller sie fĂŒr ihre MultieffektgerĂ€te anbieten. Allerdings möchten wir hierzu erwĂ€hnen, dass die Bedienung des Pedalboards durch den integrierten Touchscreen sehr simpel und mĂ€chtig ist, weswegen der Wunsch nach einem Einstellen der GerĂ€teparameter am PC oder Mac fĂŒr viele wohl gar nicht erst aufkommen dĂŒrfte. Dazu spĂ€ter mehr im Abschnitt "Bedienung".

VerstÀrkersimulationen und Effekte

Das Headrush Pedalboard hat eine Auswahl von 46 VerstÀrkersimulationen im GepÀck, die unserer Meinung nach allesamt wirklich gut klingen. 15 Cabinets und zehn Mikrofone runden das klangliche Angebot ab. Eigene Impulse-Response-Dateien können ebenfalls per USB-Anschluss auf das GerÀt transferiert und in die Effektkette eingebunden werden.

Die Anordnung der Effekte lĂ€sst sich beim Pedalboard komplett den eigenen Vorstellungen entsprechend anpassen. Die einzelnen Effektstationen kannst du unabhĂ€ngig von der Reihenfolge des jeweiligen Effekts in der Signalkette auf die zwölf Fußschalter des GerĂ€ts verteilen. FĂŒr Freunde von hĂ€rteren KlĂ€ngen bietet das Pedalboard 15 Distortion- und Overdrive-Effekte. Daneben sorgen 21 Modulationseffekte wie Chorus, Flanger, Vibrato, Phaser, Rotary oder Oktavenshifter fĂŒr Abwechslung im Sound. Auch in Sachen Delay und Reverb bietet das Pedalboard mit 12 Effekten einiges.

Hier nur eine kleine Auswahl der simulierten Effekte und VerstÀrker:

Der Klang des Pedalboards ist unserer Meinung nach durchweg sehr gut und muss sich definitiv nicht vor Profi-MultieffektgerĂ€ten von Branchenschwergewichten wie Boss, Kemper und Line 6 verstecken. Die Auswahl an Effekten und VerstĂ€rkern ist bei manchen Mitbewerbern etwas grĂ¶ĂŸer. Offenbar setzt Headrush hier eher auf Klasse statt auf Masse. Das Angebot an VerstĂ€rkern und Effekten ist trotzdem groß und dĂŒrfte fĂŒr fast jeden Anspruch mit etwas Herumspielen an den Parametern den passenden Sound ermöglichen. Die UnterstĂŒtzung von IR-Dateien bietet hier auch noch zusĂ€tzliche Anpassungsmöglichkeiten.

Bedienung

Alles richtig (und unserer Meinung nach auch besser als die meisten Mitbewerber) macht Headrush beim Pedalboard in Sachen Bedienung. Das großzĂŒgig bemessene Touchscreen-Display ist alles andere als ein Gimmick, sondern vereinfacht die Bedienung sehr. Im Prinzip hast du es hier beim Pedalboard mit einer OberflĂ€che zu tun, die der Bedienung von Effekten in gĂ€ngigen DAWs in kaum etwas nachsteht. Die Signalkette lĂ€sst sich per Drag-and-Drop neu anordnen und Effekte prĂ€sentieren sich Ă€hnlich wie ihre physischen Tretminen-Entsprechungen.

Doch nicht nur die Bedienung per Touchscreen gefĂ€llt uns gut, auch die FĂŒĂŸe freuen sich beim Pedalboard, dass sie im Zweifelsfall auch ohne Intervention durch HĂ€nde auskommen. Dank zwölf Fußschaltern lassen sich alle Effekte physisch auf der Oberseite des GerĂ€ts direkt ansprechen. Wenn du einen Fußschalter lang drĂŒckst, so öffnet das Pedalboard die Parameter des zugehörigen Effekts. Und anders als bei anderen MultieffektgerĂ€ten lassen sich die Werte beim Pedalboard dann per Expression-Pedal direkt verĂ€ndern, weswegen du dich bei der Bedienung des GerĂ€ts per Fuß gar nicht mehr bĂŒcken musst. Die Tatsache, dass sich das Pedalboard komplett per Fuß bedienen lĂ€sst, mag zunĂ€chst banal klingen, es steht dabei in der Riege der MultieffektgerĂ€te aber leider bisher quasi alleine da.

Das online verfĂŒgbare Handbuch des Pedalboards ist mit seinen 49 Seiten zwar nicht unbedingt ein dicker WĂ€lzer, es wird aber unserer Ansicht nach alles Wichtige behandelt und durch passende Screenshots und Grafiken anschaulich gezeigt.

Fazit

Das Headrush Pedalboard ist fĂŒr den ersten Versuch des Herstellers, ein MultieffektgerĂ€t am Markt zu etablieren, erstaunlich gut gelungen. Der Klang des GerĂ€ts ist durchweg hochwertig und es gibt eine große Auswahl an VerstĂ€rkern. WĂ€hrend du guten Klang auch bei anderen Herstellern bekommst, besticht das Pedalboard besonders durch eine sehr angenehme Bedienung sowohl per Hand am Touchscreen als auch und im Besonderen per Fuß. Die Fußbedienung ist dank zwölf integrierter Fußschalter und der Möglichkeit, beliebige Werte per Expression-Pedal einzustellen, unserer Meinung nach aktuell so ziemlich das beste, was der Markt zu bieten hat.

Ein GerĂ€t in dieser Preisklasse kaufst du vermutlich nicht, ohne dir auch die Mitbewerber anzuschauen. Hier können wir dir einen Blick auf das Kemper Profiler Stage, das Line 6 Helix LT und das Boss GT-1000 empfehlen, die wir bereits in frĂŒheren Artikeln unter die Lupe genommen haben. Mit dem Headrush Pedalboard kannst du unserer Meinung nach jedoch nichts falsch machen, sofern dir der Sound des GerĂ€ts zusagt und du auf einen PC-Editor verzichten kannst. Hast du in der Vergangenheit bereits gerne mit Eleven Rack gearbeitet, dann ist das Pedalboard definitiv ein ganz heißer Tipp fĂŒr dich.


Weitere Erfahrungsberichte

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