Line6 Helix LT - Erfahrungsbericht
Legendärer Helix-Sound für kleinere Geldbeutel
Mit dem Helix LT hat Line6 im Jahr 2017 eine abgespeckte Version seines Flagship-Multieffektgeräts Helix herausgebracht, das besonders für seine herausragende Sound-Engine bekannt ist. Wie viel Helix bekommst du für knapp unter 1000 Euro beim LT? Auf was musst du bei dem gegenüber dem großen Helix um rund 500 Euro günstigeren Preis verzichten? Wir sagen es dir in unserem Erfahrungsbericht.
Funktionsumfang und technische Daten
Das Helix LT bietet in seinem 52,9 x 30,1 x 9,2 Zentimeter großen Floorboard-Gehäuse SHARC-Dual-DSPs mit 450 MHz. Dank dieser Rechenpower kann das Helix LT vier Stereo-Signalwege gleichzeitig betreiben und verwendet die gleiche HX-Modeling-Engine wie das große Helix. Mit der neuesten Firmware bietet das LT über 200 Effekte, von denen sich gleich 32 auf einmal verwenden lassen. Außerdem simuliert es 50 Gitarrenverstärker, 12 Bassverstärker und 16 unterschiedliche Mikrofone.
Das Gehäuse des LT ist ähnlich groß wie das des Original-Helix, wiegt aber rund ein Kilo weniger. Um den niedrigeren Preis zu ermöglichen, hat Line6 beim LT hauptsächlich weniger Anschlüsse verbaut, während die Audio-Engine exakt gleich geblieben ist. Außerdem ist beim LT das Gehäuse aus Stahl und nicht mehr aus Aluminium und die kleinen Displays über den Fußschaltern wurden durch eine neue Ansicht auf dem Hauptdisplay ersetzt.
Das LT hat 1024 integrierte Preset-Speicherplätze. Diese sind aufgeteilt in acht "Setlists", die jeweils 32 Bänke besitzen, von denen jede Bank wiederum über vier Speicherslots verfügt. Zusätzlich lassen sich für jedes Preset dann auch noch Snapshots einrichten. Unserer Meinung nach dürfte das wohl für jeden Anwender mehr als genug Speicherplatz sein. Wie von anderen Multieffektgeräten bekannt, lässt sich natürlich auch das Helix LT über USB mit einem PC oder Mac verbinden und Presets auch auf diesem Wege verwalten.
Anschlüsse und Erweiterbarkeit
Das Angebot an Anschlüssen kann sich beim Helix LT durchaus sehen lassen, auch wenn es deutlich kleiner ausfällt als beim großen Helix-Bruder. So kommt das LT mit zwei FX-Loops weniger daher, bietet keinen S/PDIF-Eingang und -Ausgang, keinen XLR-Eingang für Mikrofone, keinen Aux-Eingang und nur noch einen Anschluss für externe Pedale und Fußschalter statt drei wie beim großen Helix.
Insgesamt bietet dir das Helix LT folgende Anschlussmöglichkeiten:
Gitarreneingang (große 6,3mm Klinke)
Anschluss für Pedale oder Fußschalter (große Klinke)
2x Send und 2x Return für zwei Mono-FX-Loops oder einen Stereo-FX-Loop
XLR-Ausgang (links/mono, rechts) mit Ground/Lift-Umschalter
Stereo-Ausgang im Format große Klinke (links/mono, rechts)
Kopfhörerausgang (große Klinke)
Anschluss für Variax-Gitarre
XLR-Digitalausgang (AES/EBU, L6 Link)
MIDI-Eingang und -Ausgang
USB-Audio-Schnittstelle
Stromanschluss (dreipoliger IEC-Kaltgeräteanschluss)
Unserer Meinung nach hat Line6 bei den Anschlüssen einen guten Kompromiss gefunden, um den Preis des LT im Vergleich zum normalen Helix zu senken. Die meisten Anwender dürften mit den Anschlüssen beim LT sehr gut hinkommen. Einzig der fehlende Aux-Eingang mag wohl für den einen oder anderen ein zu großes Manko sein. Etwas schade finden wir, dass der Hersteller beim LT den separaten Lautstärkeregler für den Kopfhörerausgang weggelassen hat.
Effekte und Verstärker
Der Sound des originalen Helix wird in vielen Reviews als herausragend bezeichnet und wir können uns diesem Eindruck nur anschließen. Da das Helix LT die gleiche Audio-Engine verwendet, musst du hier also keine klanglichen Abstriche hinnehmen. Das Helix LT verfügt über eine absolut üppige Auswahl an Effekten und Verstärkern. Zu den Highlights gehören in unseren Augen:
Minotaur: Klon Centaur (Distortion)
Dhyana Drive: Hermida Zendrive (Distortion)
Scream 808: Simulation des Ibanez TS808 Tube Screamer (Distortion)
Vermin Dist: ProCo Rat (Distortion)
Arbitrator Fuzz: Arbiter FuzzFace (Distortion)
Vibe Rotary: Fender Vibratone (Modulation)
Bucket Brigade: BOSS DM-2 (Delay)
Fassel: Dunlop Cry Baby Super (Wah)
Tweed Blues Nrm/Brt: Fender Bassman normal/bright (Verstärker)
Jazz Rivet 120: Roland JC-120 Jazz Chorus (Verstärker)
Essex A30: Vox AC-30 (Verstärker)
Mandarin 80: Orange OR80 (Verstärker)
Brit 2204: Marshall JCM-800 (Verstärker)
German Mahadeva: Bogner Shiva (Verstärker)
Cali Rectifier: Mesa/Boogie Dual Rectifier (Verstärker)
57 Dynamic: Shure SM57 (Mikrofon)
160 Ribbon: Beyerdynamic M 160 (Mikrofon)
Das Angebot an Effekten und Verstärkern wird vom Hersteller regelmäßig per Firmware-Update erhöht. Es lohnt sich also, ab und zu nach neuen Versionen zu schauen. Ein weiteres Feature des LT, das die Vielseitigkeit des Geräts noch einmal deutlich erhöht, ist die Unterstützung der Impulse-Response-Technologie (IR). IRs sind im Prinzip ausgetüftelte Equalizer-Profile, über die ein Multieffektgerät den Klang eines anderen Gerätes "lernen" kann. Beim Helix LT gibt es 120 Speicherplätze für IRs, die Kombinationen aus Cabinets und Mikrofonen simulieren. Passende IR-Dateien findest du unter anderem im Line6 Marketplace und kannst diese dann über die kostenlose Software HX Edit auf das Helix LT aufspielen.
Die Effektkette wird beim Helix LT übrigens durch sogenannte Blöcke gebildet. Jeder Block repräsentiert eine Instanz eines Effektgeräts oder Verstärkers. Das LT unterstützt neben der herkömmlichen seriellen "Verkabelung" von Effekten auch parallele Effektstränge, was dir deutlich mehr Möglichkeiten bietet, den genau für dich passenden Sound mit dem Gerät abzubilden.
Looper
Zusätzlich zu den regulären Effekten bietet das LT auch noch einen Looper. Der Looper ist beim LT als Block in der Effektkette realisiert und lässt sich daher auf viele verschiedene Arten in das Setup einbinden, wobei allerdings nur ein Looper-Block pro Preset unterstützt wird. Den Looper-Block gibt es in drei verschiedenen Ausführungen:
Beim 1-Switch-Looper wird der Looper komplett über einen einzigen Footswitch bedient.
Beim 6-Switch-Looper werden nach Antippen des jeweils zugewiesenen Looper-Fußschalters die Funktionen des Loopers auf sechs der acht frei belegbaren Fußschalter umgelegt.
Beim Shuffling-Looper handelt es sich um keinen klassischen Looper, sondern laut Line6 um eine "Mischung aus Looper, Sampler und Instrument". In diesem Modus wird der Loop in kleine Teile zerlegt und zerwürfelt. Diesen Looper kannst du nicht komplett mit dem Fuß bedienen, sondern musst dafür teilweise Drehregler bemühen.
Den 1-Switch-Looper und den 6-Switch-Looper kannst du sowohl in Mono als auch in Stereo benutzen. Die Loops können je nach Einstellung und Looper 30, 60 oder 120 Sekunden lang sein. Insgesamt ist der Looper unserer Ansicht nach eine gelungene Ergänzung zur sonstigen Funktionalität des LT. Besonders der 6-Switch-Looper lässt sich angenehm bedienen, wenn du es verschmerzen kannst, dass dafür so viele Fußschalter belegt werden.
Soundqualität
Was sowohl das Helix LT als auch das Helix von anderen Multieffektgeräten abhebt ist die unserer Meinung nach absolut hervorragende Audio-Engine und die daraus resultierende Klangqualität. Die Simulationen der Effekte und Verstärker sind klanglich wirklich kaum noch von den Originalen zu unterscheiden. In einem auf YouTube gefundenen Blind-Vergleich konnten wir beispielsweise nicht sicher heraushören, welcher Sound von einem echten Verstärker mit Pedalboard und welcher von der Sound-Engine des Helix stammt.
Die Helix-Sound-Engine ist offenbar in der Lage, selbst kleinste Nuancen abzubilden, die beispielsweise durch eine andere Schaltung von Effektgeräten entstehen würde. Künstlich klingt beim Helix jedenfalls gar nichts. Es ist gut, dass dieser geniale Klang in Form des LT nun auch für mehrere hundert Euro weniger zu haben ist, was das Ganze auch für weniger gut betuchte Gitarristen oder Bassisten erschwinglicher macht.
Die Bedienung
Die Bedienung des Helix LT gestaltet sich ähnlich zu anderen Floorboard-Geräten von Line6 und unterscheidet sich kaum vom Helix, dem großen Bruder des LT. Was die Bedienung unserer Meinung nach sehr angenehm macht sind die zwölf Fußschalter, die sich größtenteils frei belegen lassen und jeweils eine Farbkodierung mittels einer Ring-LED besitzen, die die Art des Effektes anzeigt. Das führt dazu, dass sich das LT im Prinzip komplett im Stehen bedienen lässt, wenn du vorher die nötigen Einstellungen vorgenommen hast, wodurch es gerade bei Live-Auftritten eine schlanke Figur macht.
Im Vergleich zum großen Helix fällt sofort auf, dass beim LT die "Scribble Strips" genannten kleinen Displays über den Fußschaltern fehlen. Diese sind beim Helix dazu da, die Fußschalter digital beschriften zu können. Beim LT ist diese Funktionalität allerdings nicht komplett weggefallen, sondern stattdessen auf einen eigenen Screen am Hauptdisplay gewandert.
Das für ein Multieffektgerät relativ große und hoch auflösende Farbdisplay des LTs macht sich in der Bedienung positiv bemerkbar. Es lässt mit seinen Screens eigentlich nie Zweifel darüber aufkommen, in welchem Modus sich das Gerät befindet und welche Einstellungen sich vornehmen lassen. Ganz unten im Display werden in der Regel Einstellungswerte angezeigt, die sich über sechs kleine Drehregler direkt darunter verändern lassen.
Die Navigation am Display erfolgt über den großen Drehregler links und den Joystick rechts neben dem Display und durch die umliegenden Buttons. Auf der linken Seite kannst du durch die Presets und Setlists navigieren und diese verwalten. Außerdem gelangst du über einen Home-Button stets an den Anfangs-Screen. Auf der rechten Seite kannst du die einzelnen Screens innerhalb eines Presets umschalten, über den Joystick Elemente auf dem Bildschirm anwählen und sie mit den Knöpfen darüber deaktivieren oder weitere Details aufrufen.
Die beiden Fußschalter ganz links sind dafür da, zwischen Presets und Bänken umzuschalten. Daneben finden sich acht frei belegbare Fußschalter. Alle Fußschalter können nicht nur gedrückt werden, sondern lassen sich auch antippen. Bei den frei belegbaren Schaltern führt das Drücken dazu, dass der mit dem Fußschalter verknüpfte Effektblock aktiviert oder deaktiviert wird. Tippst du den Schalter hingegen nur kurz an, dann wird auf dem Bildschirm der entsprechende Effektblock ausgewählt.
Neben den Fußschaltern hat das Helix LT auch noch ein Expression-Pedal, das als Bedienung für die virtuellen Pedale 1 und 2 fungiert, die sich frei belegen lassen. Das Umschalten zwischen den Pedalen erfolgt über einen versteckten Zehenschalter. Über eine Buchse an der Rückseite des Geräts lassen sich zudem weitere Pedale oder Fußschalter anschließen.
Das Helix LT lässt sich per USB mit einem PC oder Mac verbinden und dann über die kostenlose HX-Edit-Anwendung verwalten. Auch das Aufspielen neuer IRs und das Backup des Geräts ist über diese Software möglich. Für HX Edit stellt Line6 auch ein eigenes ausführliches Handbuch bereit, was heutzutage für Apps leider nicht mehr selbstverständlich ist.
Insgesamt ist die Bedienung unserer Meinung nach recht intuitiv gestaltet und dürfte kaum jemanden vor größere Hürden stellen. Fast alle Einstellungen lassen sich ohne langes Herumdrücken direkt verändern. Das Handbuch des Helix LT wirst du wahrscheinlich eher selten bemühen müssen. Du kannst es dir aber natürlich schon vor dem Kauf einmal online ansehen, um dir einen Überblick über die verfügbaren Effekte zu verschaffen.
Fazit
Das Helix LT ist aus unserer Sicht eine gelungene Abspeckkur für das Helix. Line6 hat gegenüber dem großen Bruder beim LT hauptsächlich dort gespart, wo es die meisten Anwender nicht sonderlich stören dürfte. Das LT hat weniger Anschlüsse als das große Helix, bietet aber ähnlich viele Anschlüsse wie Mitbewerber im gleichen Preissegment. Wirklich schade ist eigentlich nur der Wegfall des Laustärkereglers für den Kopfhörerausgang und das Streichen des Aux-Eingangs. Nicht gespart wurde hingegen bei der Soundqualität, die exakt die gleiche ist wie beim großen Helix.
Und diese Soundqualität ist auch das Merkmal, was unserer Meinung nach beim LT besonders hervorzuheben ist. Ob die HX-Soundengine im Helix und im LT die beste am Markt ist - zu dieser Aussage möchten wir uns an dieser Stelle nicht hinreißen lassen. Fakt ist für uns jedoch, dass sie definitiv ganz weit oben mitspielt und zum besten gehört, was der Markt aktuell zu bieten hat. Klangtechnisch kannst du mit einem Kauf des Helix LT also wirklich nichts verkehrt machen.
Insgesamt gibt es beim Line6 Helix LT aus unserer Sicht nichts wesentliches zu bemängeln bis auf die vielleicht etwas zu großzügig weggesparten Eingänge. Wer mehr als zwei FX-Loops oder S/PDIF-Anschlüsse benötigt, der muss wohl oder übel zum großen Helix greifen. Für alle anderen dürfte sich dieser Schritt allerdings eher nicht rentieren. Falls du dir nicht sicher bist, ob das Helix LT etwas für dich ist, dann kannst du dir auch mal das GT-1000 von Boss angucken, das in derselben Preisliga spielt und einen ähnlich guten Klang hat. Ansonsten können wir dir das Helix LT aber uneingeschränkt empfehlen.
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