Boss GT-1000 - Erfahrungsbericht

Profi-Multieffektgerät mit herausragendem Klang

Mit dem Boss GT-1000 hat der japanische Musikequipment-Hersteller Roland im Jahr 2018 sein neues Flagship-Modell eingeführt. Was kann das Multieffektgerät für knapp über 900 Euro, welche Anschlussmöglichkeiten bietet es, wie gut ist die neue Sound-Engine und was hat Bluetooth damit zu tun? Das alles und mehr zeigt dir unser Erfahrungsbericht.

Funktionsumfang und technische Daten

Das Boss GT-1000 ist ein Gerät im Floorboard-Stil und zeigt sich in einem schlichten, aber eleganten schwarzen Design mit einem großen LCD-Display und integriertem Expression-Pedal. Mit seinen Abmessungen von 46,2 x 24,8 x 7,0 cm und einem Gewicht von 3,6 kg ist das GT-1000 kompakter und leichter als das günstigere GT-100. Neben dem Pedal hat das GT-1000 10 mit farbigen LEDs versehene Fußtaster und 6 klickbare Drehregler, mit denen sich die direkt darüber im Display angezeigten Werte einstellen lassen. Für die Stromversorgung ist im Lieferumfang ein Netzteil enthalten, Batteriebetrieb wird - wie bei dieser Größe üblich - jedoch nicht unterstützt.

Als zusätzliche Features hat das GT-1000 wie die meisten anderen Multieffektgeräte neben den Grundfunktionen ein Stimmgerät und einen Looper mit an Bord. Der Looper nimmt pro Spur 39 Sekunden deines Spiels in mono auf oder 19 Sekunden in stereo. Ein Drumcomputer gehört nicht mit zur Ausstattung.

Sound-Engine und Signalverarbeitung

Das GT-1000 wurde von Roland mit einer komplett neuen Sound-Engine namens AIRD ausgestattet. AIRD steht für Augmented Impulse Response Dynamics und wurde entwickelt, um einen besonders natürlich klingenden Sound zu generieren, der an die Technologie in Rolands Katana-Verstärkern angelehnt ist. Die Signalverarbeitung erfolgt beim GT-1000 in 32 bit und mit einer Sampling-Rate von 96 kHz.

Der Prozessor des Geräts ist übrigens so flink, dass es unserer Erfahrung nach keine spürbare Verzögerung beim Wechseln von Presets gibt.

Ein- und Ausgänge

Das Boss GT-1000 lässt mit seiner Vielzahl an Anschlussmöglichkeiten unserer Meinung nach keine Wünsche offen. Neben der Klinke für den Gitarreneingang gibt es 2 Anschlüsse für externe Pedale oder Fußtaster und einen Anschluss, über den der Kanal eines verbundenen Amps gewechselt werden kann. An Ausgängen hat das GT-1000 2 6,3mm Klinkenbuchsen für rechts und links, wobei der linke Anschluss wie üblich auch als Monoausgang verwendet werden kann. Deine Kopfhörer kannst du an eine weitere große Stereoklinke anschließen, außerdem gibt es zwei XLR-Ausgänge (links/rechts) und einen USB-Audio-Anschluss, über den du am PC aufnehmen kannst und Einstellungen ändern / speichern kannst.

Das GT-1000 hat gleich zwei Paare an Send/Return-Anschlüssen für die Integration von externen Effektgeräten in die Effektkette. Das ermöglicht nicht nur den Anschluss von externen Effekten sondern auch von Verstärkern über die gängige 4-Kabel-Methode, oder sogar die sogenannte 7-Kabel-Methode.

Für das Einbinden von MIDI-Geräten hat das GT-1000 sowohl einen dedizierten MIDI-Eingang als auch einen Ausgang.

Ein besonderer Clou des GT-1000 ist die zusätzliche Unterstützung von Bluetooth-Verbindungen. Das ermöglicht die Steuerung des Geräts über die Boss Tone Studio App für Tablets oder Smartphones. Die kann aus dem AppStore bzw. PlayStore kostenlos heruntergeladen werden. Mehr dazu im Abschnitt "Tone Studio und Bluetooth".

Effekte und Amp-Simulationen

Die Effektausstattung des GT-1000 kann sich sehen lassen. Unter anderem hat Roland sein Flagship mit den Algorithmen seiner Pedale DD-500 (Delay), MD-500 (Modulation) und RV-500 (Reverb) ausgestattet, die zusammen mehr kosten als das GT-1000 insgesamt. Die Auswahl an Effekten dürfte unserer Erfahrung nach kaum Wünsche offen lassen. Ein paar ausgewählte Highlights:

Auch das Angebot an modellierten Verstärkern ist üppig und umfasst unter anderem:

Eine Übersicht über alle verfügbaren Verstärkersimulationen und Effekte sowie deren Parameter kannst du dir schon vor dem Kauf verschaffen, indem du einen Blick in die Effektliste des Herstellers im PDF-Format wirfst.

Anders als günstigere Multieffektgeräte unterstützt das GT-1000 neben den üblichen rein seriellen Effektketten auch parallel verlaufende Stränge in der Effektkette, wodurch sich Setups nachbilden lassen, die ansonsten nicht möglich wären.

Presets und User-Patches

Das GT-1000 kommt mit 250 vorinstallierten Presets und erlaubt das Abspeichern von 250 weiteren selbst erstellten Patches (Kombination von Effekten + deren Einstellungen). Die Presets decken unserer Meinung nach alles ab, was Normalsterbliche mit einer Gitarre spielen möchten, und bilden eine gute Basis für das Erstellen eigener Patches. Der Speicherplatz für selbst erstellte Patches ist so groß, dass wahrscheinlich niemand in die Verlegenheit kommen dürfte, alte Patches löschen zu müssen. Die Patches lassen sich frei benennen, wodurch man ihnen z. B. den Namen von Songs geben kann und somit gleich eine Setlist mit an Board hat.

Wie bei Boss üblich lassen sich die Patches per USB-Verbindung über die Tone-Studio-Anwendung am PC verwalten. Beim GT-1000 lässt sich das aber dank Bluetooth auch drahtlos per App für iOS und Android erledigen.

Auch für die Presets stellt Roland eine Liste im PDF-Format zur Verfügung, anhand derer du dir einen Eindruck über das Angebot verschaffen kannst.

Der Sound

Das absolute Highlight des Boss GT-1000 ist in unseren Augen ohne Zweifel der qualitativ herausragende, natürlich klingende Sound. Die Investition in die Entwicklung der neuen AIRD-Technologie hat sich hier für Roland definitiv ausgezahlt. Auch wenn die günstigeren Multieffektgeräte von Boss bereits einen sehr guten Sound haben, so stellt das GT-1000 diesen unserer Meinung nach noch weit in den Schatten. Selbst eingefleischte Profis dürften in einem Blindtest wohl ihre Mühe haben, den Sound noch von dem eines echten Röhrenverstärker-Setups zu unterscheiden, da er deutlich weniger synthetisch klingt als ältere Technologien.

Die Bedienung

Die Bedienung des GT-1000 gestaltet sich trotz der enormen Einstellungsmöglichkeiten unserer Ansicht nach intuitiv und unkompliziert. Das ist vor allem dem großen Display in Kombination mit den 6 Drehreglern geschuldet. Die Drehregler sind bei dem Gerät so unter dem Display angeordnet, dass du direkt ablesen kannst für welche Einstellung welcher Regler zuständig ist. Rechts neben den Drehreglern gibt es zwei kleine Knöpfe zum Umschalten der Seite auf dem Display.

Auf der Oberseite des GT-1000 befinden sich für die Bedienung im Stehen neben dem Expression-Pedal 10 Fußtaster, von denen 2 für die Auswahl der Bank zuständig sind. Pro Bank stehen fünf Patches zur Verfügung, die über fünf Fußschalter ein- und ausgeschaltet werden können. Für das Einstellen des Output-Levels gibt es einen Drehregler, neben dem sich vier kleinere Knöpfe für das Editieren von Effekten bzw. Patches befinden.

Etwas schade ist unserer Ansicht nach, dass Roland dem GT-1000 kein höher auflösendes, farbiges Display verpasst hat. Das monochrome Display wirkt in der heutigen Zeit etwas betagt und ein farbiges Display würde eine bessere Unterscheidung von abgebildeten Symbolen ermöglichen. Nichts desto trotz ist alles gut leserlich und hell genug.

Sehr gut gefällt uns hingegen die ausführliche Dokumentation, die Roland für das GT-1000 bereitstellt. Neben dem eigentlichen Handbuch gibt es hier online auch die bereits erwähnten Effekt- und Preset-Listen, aber auch Guides für die Tone-Studio-Apps, Details über die MIDI-Funktionalität des Geräts und weiteres. Vorbildlich!

Tone Studio und Bluetooth

Das Boss Tone Studio ist eine Anwendung, die dir die Verwaltung der Patches des GT-1000 am PC ermöglicht. Die Verbindung wird hierfür per USB-Kabel hergestellt. Dank der Bluetooth-Option ist es auch möglich, das GT-1000 auf mobilen Geräten mit Android oder iOS zu verwalten. Hierfür gibt es von Boss die Tone-Studio-Apps in den jeweiligen Stores: AppStore und PlayStore .

Über das Tone Studio lassen sich die Patches auf dem Gerät komfortabler Editieren als das am Gerät selbst möglich ist. Außerdem lassen sich so auch Backups der Patches erstellen und dank Verbindung zu der Tone-Studio-Central-Website kannst du dir die Sounds einiger bekannter Gitarristen herunterladen und auf das GT-1000 übertragen.

Fazit

Mit der Einführung der AIRD-Technologie hat Boss unserer Meinung nach den bisherigen Sound seiner Multieffektgeräte deutlich verbessert. Der Sound des GT-1000 gehört für uns zweifelsohne mit zum Besten, was der Markt aktuell zu bieten hat, und besticht vor allem durch seine hohe Dynamik und den natürlichen Klang, der auch den einen oder anderen Röhrenverstärker-Puristen überzeugen dürfte.

Das Einführen einer Bluetooth-Funktion vereinfacht die Bedienung und erlaubt das Verwalten des Geräts mit mobilen Geräten, was besonders diejenigen freuen dürfte, die ihren Laptop in den letzten Jahren durch ein iPad ersetzt haben.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist aus unserer Sicht gut, besonders wenn man bedenkt, dass Roland beim GT-1000 die Algorithmen von mehreren Effektgeräten verwendet, die einzeln alleine schon über 300 Euro das Stück kosten würden. Falls der Preis dein Budget sprengt und du trotzdem in den Genuss des hervorragenden AIRD-Sounds kommen willst, dann kannst du dir auch den GT-1000Core* angucken, die abgespeckte Version des GT-1000, die für rund 200 Euro weniger zu haben ist.

Das Boss GT-1000 ist für Profi-Gitarristen und Fortgeschrittene, die es ernst meinen, eine sehr gute Wahl. Für das Gerät spricht nicht nur der unserer Meinung nach herausragend gute Sound, sondern auch die sehr gute Konnektivität, die kaum Wünsche offen lassen dürfte.


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