Headrush MX5 - Test & Erfahrungsbericht

Ultrakompakter Eleven-Rack-Sound zu einem sportlichen Preis

Mit dem MX5 hat Headrush im August 2021 ein sehr kompaktes Multieffektgerät mit Modelling-Funktion auf den Markt gebracht, das sogar noch etwas kleiner ausfällt als das Headrush Gigboard und es dabei trotzdem noch schafft, ein Expression-Pedal unterzubringen. In unserem heutigen Erfahrungsbericht sagen wir dir, ob es trotz des günstigeren Preises von rund 470 Euro (Stand Februar 2022) im Vergleich zu anderen Headrush-Geräten eine gute Figur abgibt.

Funktionsumfang und technische Daten

Das Headrush MX5 kommt in einem 29,5 x 19,3 x 7 cm großen und 1,21 kg schweren Gehäuse daher, dessen auffälligste Features sicher das vier Zoll große Touchscreen-Display sowie das integrierte Expression-Pedal sind. Das Gehäuse ist größtenteils schwarz, weist jedoch knallrote Seiten auf und erinnert mit diesem Design fast ein wenig an ein Mooer-Gerät, die ja charakteristischerweise giftgrüne Seiten haben.

Wie auch bei den größeren Multieffektgeräten von Headrush werkelt beim MX5 im Inneren ein Quadcore-DSP und das System stellt im Prinzip eine modernisierte und in Hardware gegossene Variante des aus Pro Tools bekannten Eleven Racks dar. Die Software unter der Haube lässt sich beim MX5 ebenfalls über einen komfortablen Touchscreen bedienen, der nicht nur einfaches Klicken ermöglicht, sondern auch Drag & Drop beherrscht.

Die Bedienoberfläche des MX5 ist eher minimalistisch angelegt, was sie dank der Touchscreenbedienung auch problemlos sein kann. Neben dem Display gibt es lediglich drei mit einem LED-Streifen ausgestattete Fußtaster, zwei Drehregler und ein Expression-Pedal, das auf uns einen hochwertigen Eindruck macht.

Anschlüsse und Erweiterbarkeit

Das MX5 zeigt sich auch in Sachen Anschlüssen eher von der minimalistischen Seite. Auf XLR-Ausgänge hat Headrush bei diesem Modell komplett verzichtet und bietet lediglich einen Stereoausgang im Format große Klinke sowie einen 3,5 mm großen Kopfhöreranschluss. Neben einem Gitarreneingang gibt es noch einen Aux-Eingang (3,5-mm-Klinke) sowie einen FX-Loop mit einem Send- und einem Return-Anschluss.

Für die Erweiterung der Bedienungsmöglichkeiten steht beim MX5 ein Anschluss für ein externes Pedal bereit. Außerdem gibt es auch einen MIDI-Eingang und einen MIDI-Ausgang. Diese sind jedoch nicht im typischen MIDI-Steckerformat gehalten, sondern bestehen - vermutlich aus Platzgründen - aus zwei kleinen Klinken. Ein Adapter ist hier also im Zweifelsfall erforderlich.

Auch als USB-Audiointerface kann das MX5 dienen. Zu diesem Zweck findet sich an der Stirnseite des Geräts ein USB-B-Anschluss, über den du das MX5 an einen PC oder Mac anschließen kannst. Der Hersteller stellt auf der Produktseite unter "Downloads" zu diesem Zweck einen passenden Windows-Audio-Treiber bereit. In einer Digital Audio Workstation lässt sich über das USB-Audiointerface auch ein Re-Amping bereits eingespielter Spuren vornehmen.

Betrieben wird das MX5 mittels eines 12-V-DC-Stromanschlusses auf der Stirnseite, für den das passende Netzteil glücklicherweise im Lieferumfang bereits enthalten ist. Auch einen Power-Knopf hat Headrush seinem Modell spendiert, was im Multieffektgerätemarkt leider alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.

Die Anschlüsse noch einmal in der Übersicht:

Verstärkersimulationen und Effekte

Die Auswahl an Effekten und Verstärkersimulationen kann sich beim MX5 durchaus sehen lassen. Das Gerät ist out of the box mit 46 unterschiedlichen Verstärkermodellen, 15 Cabinets, 300 Impulsantworten (IRs), 63 Effekten und 10 Mikrofonen ausgestattet. Eigene IR-Dateien lassen sich per USB-Verbindung mit einem PC oder Mac auf das MX5 kopieren.

Der Sound der mitgelieferten Amps und Effekte ist unserer Meinung nach durchweg sehr hochwertig und weiß definitiv zu überzeugen. Da es sich bei den Innereien des MX5 im Prinzip um die gleichen handeln soll, die sich auch im Bauch teurerer Headrush-Geräte finden, überrascht das natürlich nicht. Was uns aber etwas positiv überrascht ist, dass wir beim MX5 den Klang der großen Headrush-Modeller zu einem deutlich geringeren Preis bekommen. So kostet das MX5 aktuell knapp 500 Euro weniger als das Headrush Pedalboard, das wir bereits in einem früheren Erfahrungsbericht untersucht und für gut befunden haben.

Was uns nicht vollständig überzeugt, sind die mitgelieferten Presets. Wie leider auch bei vielen anderen Herstellern wirken einige von den voreingestellten Sounds eher wie schnell zusammengebastelte Demos, was einen fast dazu verleiten könnte, den Sound insgesamt nur für mittelmäßig zu halten. Wenn du dir jedoch deine eigenen Sounds zusammenstellst, wirst du schnell merken, dass du es hier doch mit einem Gerät zu tun hast, das vom Klang her ganz weit oben mitspielt (und zwar deutlich höher als der Preis des MX5 vermuten ließe).

Ein Looper, der Freude macht

Sehr gut gefällt uns beim MX5 neben dem Sound auch ein Feature, das bei vielen Multieffektgeräten oft eher stiefmütterlich behandelt wird: der Looper. Der Looper beim MX5 nimmt bis zu 20 Minuten in bis zu 50 Layern auf, wobei der erste Aufnahmelayer bis zu fünf Minuten lang sein kann. Nicht nur die Aufnahmekapazität kann sich durchaus sehen lassen, sondern auch die Möglichkeit, über die USB-Verbindung zum PC WAV- und MP3-Dateien austauschen zu können. Über besagte USB-Verbindung kannst du beim MX5 übrigens auch den Looper direkt in der DAW deiner Wahl verwenden - ziemlich cooles Feature!

Unser Video vom Test

HeadRush MX 5 - Das ultimative Multieffektpedal? | Test & Review
HeadRush MX 5 - Das ultimative Multieffektpedal? | Test & Review

Bedienung

Auch bei der Bedienung weiß uns das MX5 von Headrush zu überzeugen. Das Touchdisplay ist mit seinen vier Zoll zwar nicht unbedingt riesig, aber die Drag&Drop-Bedienung macht uns deutlich mehr Spaß als die bei vielen anderen Herstellern noch immer übliche Bedienung über einen Wust aus Drehreglern. Das Display zeigt im regulären Modus stets die aktuell verwendete Effektkette an. Die Stationen lassen sich hierbei beliebig anordnen. Es gibt zwar neben dem Display einen Drehregler für das Anpassen von Werten auf dem Display, allerdings hatten wir kein gesteigertes Bedürfnis, diesen zu benutzen - schließlich lässt sich alles auch durch Wischen auf dem Display einstellen.

Freilich musste Headrush bei dem kleinen Gehäuse auch ein paar Kompromisse eingehen. So finden sich auf dem Gerät lediglich drei Fußtaster und ein Expression-Pedal, um das MX5 im Stehen zu bedienen. Einstellungen lassen sich so keine vornehmen. Willst du eine Station in der Effektkette ausstellen, musst du dafür den Touchscreen bemühen. Positiv gefällt uns an der Bedienung per Fuß das hochwertige Expression-Pedal, das auch einen verstecken Zehenschalter hat.

Alles in allem macht Headrush bei der Bedienung unserer Meinung nach fast alles richtig. Die Fußbedienung ist aufgrund der Gerätegröße zwar wie gesagt etwas abgespeckt, lässt sich aber bei Bedarf durch ein externes Pedal und MIDI erweitern. Auch das online im PDF-Format verfügbare Handbuch des Geräts ist ordentlich, könnte aber an einigen Stellen für unseren Geschmack ruhig etwas ausführlicher sein. Nicht so toll gefällt uns an der Dokumentation, dass es nirgendwo eine Übersicht über alle Verstärker und mitgelieferten Presets zu geben scheint.

Fazit

Das MX5 bietet zu einem ungewöhnlich günstigen Preis einen absoluten Spitzensound, wie wir ihn bereits vom Headrush Pedalboard kennen. Die Bedienung über den Touchscreen macht uns Freude und fühlt sich im Gegensatz zu der Bedienung vieler Mitbewerber zeitgemäß an. Das Gerät ist für das, was es kann, sehr kompakt gehalten. Den niedrigeren Preis erreicht der Hersteller beim MX5 offenbar vor allem durch das Weglassen von Anschlüssen (zum Beispiel XLR) und durch eine minimalistische Anzahl an Bedienelementen, die dank des Touchscreens aber nicht wirklich negativ auffallen.

Wir können dir das Headrush MX5 dann empfehlen, wenn du ein begrenztes Budget hast und trotzdem auf Profi-Sound nicht verzichten möchtest. Brauchst du XLR-Anschlüsse oder ist es dir wichtig, auch einzelne Einstellungen per Fuß vornehmen zu können, dann ist das MX5 eher nichts für dich. Ebenfalls gut klingende Geräte mit mehr Fußtastern sind beispielsweise das GT-100 von Boss oder das Line6 Pod GO, die in einem ähnlichen Preissegment wie das MX5 angesiedelt sind. Benötigst du dringend XLR-Anschlüsse, wirst du aber leider etwas tiefer in die Tasche greifen müssen und kannst dir mal das Headrush Pedalboard, das Line6 Helix LT oder das Boss GT-1000 näher ansehen.


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